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- Kolloquien und Fortbildungsveranstaltungen 2.tes Halbjahr 1998 - Vorlesungsangebot WS 1998/99 - Memory-Preis-1998 - Arbeitspapiere - |
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EUCOR-Kolloquium
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mail to: Neurolinguistisches Labor
unter ++49 - +761 - 203 - 3233
"Neurolinguistisches Labor Albert-Ludwigs-Universität Werthmannplatz 3, Postfach 39 D - 79 085 Freiburg i.Br."
mail to: Neurolinguistisches Labor
unter ++49 - +761 - 203 - 3233
"Neurolinguistisches Labor Albert-Ludwigs-Universität Werthmannplatz 3, Postfach 39 D - 79 085 Freiburg i.Br."
Einführung in die Klinische Linguistik Vorlesung Di 16 - 18, HS 1023 / Beginn: 13.10.
Die Vorlesung beschäftigt sich mit dem Aufgabengebiet der Klinischen Linguistik als einer Form der Angewandten Sprachwissenschaft. Sie gibt einen Überblick über die für die Klinische Linguistik wichtigsten zentralen Sprachstörungen und ihren Ätiologien (insbes. Aphasien, Alexien, Agraphien) sowie deren Differentialdiagnose (insbes. hinsichtlich dysarthrischen, apraktischen, akalkulischen und dementiellen Störungsbildern). Im Anschluß werden moderne feindiagnostische Instrumente vorgestellt, wie sie im Rahmen der Kognitiven Neurolinguistik entwickelt wurden (PALPA; LeMo). Zum Schluß soll der Zusammenhang zwischen Aphasiediagnostik und therapeutischer Intervention problematisiert werden.
Morphologische Prozesse und ihre Störungen Hauptseminar Mi 14-16, HS 3210 / Beginn: 14.10.
Das Seminar beschäftigt sich mit den kognitiven Grundlagen der Verarbeitung polymorphematischer Wörter. Wie sind morphologisch komplexe Wörter mental repräsentiert und wie werden sie prozessiert? Lassen sich morphologische Operationen von semantischen, syntaktischen oder phonologischen Prozessen isolieren? Zur Beantwortung dieser Fragen werden wir neben theoretischen Ansätzen drei Quellen empirischer Evidenzen heranziehen: Psycholinguistisch-experimentelle Ansätze, Versprecheranalysen und sprachpathologische Untersuchungen.
Literaturempfehlung: Kapitel 15. In: Linguistic Disorders
and Pathologies. An International Handbook. Hgg. v. G. Blanken, J. Dittmann, H. Grimm, J.
Marshall & C.-W. Wallesch. Berlin: de Gruyter. 1993.
(Persönliche Anmeldung in den Sprechstunden erforderlich.)
Neurolinguistisches Kolloquium Mi 16-18, HS 3211 / Beginn: 14.10.
Im Kolloquium sollen neue Hypothesen und Forschungsergebnisse aus dem Bereich Neuro-/Psycholinguistik vorgestellt und diskutiert werden. (Persönliche Anmeldung erforderlich.)
Biologische Grundlagen der Sprache Hauptseminar Mo 11-13, HS 1019 / Beginn: 12.10.
Aus den Themenbereichen Spracherwerb, Spracherwerbsstörungen und
zentrale und periphere Sprachstörungen werden aktuelle Arbeiten diskutiert, die geeignet
erscheinen, den Zusammenhang zwischen dem menschlichen Sprachvermögen und seinen
biologischen, insbesondere neuronalen Grundlagen zu erhellen.
Zum Einstieg eignet sich (immer noch) die kursorische Lektüre von:
Eric H. Lenneberg: Biologische Grundlagen der Sprache. Frankfurt/M.: Suhrkamp (= STW,
217). 1. Aufl. 1972, 3. Aufl. 1996.
Theorien der Wortbedeutung Hauptseminar Di 11-13, HS 3305 / Beginn: 13.10.
Gegenstand sind neuere Theorien der Wortbedeutung, insbesondere
im Format von Prototypentheorien und Netzwerktheorien. Fragestellungen der kognitiven
Semantiktheorie werden einbezogen.
Einführende Literatur: M. Schwarz/J. Chur: Semantik. Ein
Arbeitsbuch. Tübingen: Narr, 2.Aufl. 1996, Teil I. J. Aitchison: Wörter im Kopf. Eine
Einführung in das mentale Lexikon. Aus dem Engl. v. M. Wiese. Tübingen: Niemeyer 1997.
Interdisziplinäres Oberseminar: Sprache und Gehirn. Sprachvermögen, neuronale und genetische Basis 14./15.01.1999
Gegenstandsbereiche dieses von Biologen und Linguisten geleiteten
interdisziplinären Oberseminars sind u.a. die Physiologie des Sprechens und Hörens,
Messung und Darstellung von Hirnaktivitäten, Phylogenese der Sprache, Aspekte der
Ontogenese der Sprache, Störungen des Spracherwerbs und Spracherwerb bei Gehörlosen.
Die Themenvergabe erfolgt in der Vorbesprechung am 21.10.1998, 17
Uhr c.t., Raum 561, Institut für Biologie II/III, Schänzlestr. 1. Die Teilnahme an der
Vorbesprechung ist obligatorisch! Das Seminar selbst findet als Blockveranstaltung im
Fachschaftshaus auf dem Schauinsland statt.
Spracherwerb Proseminar Mo 16-18, HS 3211 / Beginn: 12.10.
Die Spracherwerbsforschung war lange Zeit für die Linguistik nur
ein Randgebiet des Interesses und hat mehr als beschreibende, theoretisch wenig innovative
Disziplin gegolten. Inzwischen ist der Spracherwerb mindestens von zwei Seiten her in das
Zentrum der aktuellen linguistischen Theoriebildung gerückt worden, nämlich durch die
Entwicklung innerhalb der generativen Sprachtheorie, in der bestimmte Annahmen über den
Spracherwerbsprozeß eine immer wichtigere und entscheidendere Rolle spielen, und durch
die zunehmende Beschäftigung der Kognitionswissenschaften und Neurowissenschaften mit
Lernvorgängen, wodurch die grundlegenden Konzepte der Kognitiven Linguistik geprägt
werden.
Das Proseminar soll auf diesem Hintergrund eine erste Einführung in
moderne Spracherwerbstheorien geben.
Textlinguistik Hauptseminar Fr 14.30-16, HS 3214 / Beginn: 16.10.
Viele Konzepte der Textlinguistik haben in jüngster Zeit eine
interessante Weiterentwicklung erfahren. So ist das zentrale Konzept der Textkohärenz in
entscheidender Weise kognitivistisch vertieft worden. Psychologie und
Künstliche-Intelligenz-Forschung haben allgemein-linguistisch interessante Beiträge zum
Verständnis der Textproduktion geleistet. Auch die klassischen Theorien des
Textverstehens von Kintsch/van Dijk sind unter dem Einfluß z. B. konnektionistischer
Verarbeitungsvorstellungen weiterentwickelt worden.
Im Seminar sollen in erster Linie diese neuen Aspekte
textlinguistischer Theorie vorgestellt und diskutiert werden.
Gedächtnisformen in sprachverarbeitenden Prozessen Hauptseminar Di 16-18, HS 3210 / Beginn: 13.10.
Nachdem Mehr-Speicher-Modelle des Gedächtnisses kaum mehr
ernsthaft zur Erklärung sprachverarbeitender Prozesse herangezogen werden können, ist es
an der Zeit, sich nach Alternativen umzusehen. Dabei ist es unabdingbar, sich um die
Möglichkeiten der Datenverarbeitung im Gehirn grundsätzlich zu kümmern, es genügt
nicht, sich an den Ergebnissen psychologischer bzw. psycholinguistischer Tests zu
orientieren.
Das Seminar wendet sich ausdrücklich an Teilnehmer mit
Vorkenntnissen im Bereich der Kognitionswissenschaften bzw. Neurowissenschaften.
Persönliche Anmeldung ist erforderlich.
Kommunikativ-kognitive Funktionen grammatischer Ausdrucksmöglichkeiten Vorlesung Di 12 - 13, HS 3043 / Beginn: 13.10.
Grammatik gilt weithin als stark negativ konnotiert, grau,
langweilig, irrelevant usw. (die Reihe der negativen Prädikate läßt sich beliebig
vergrößern). Dem steht in der Grammatik- Theorie und in der Grammatik-Schreibung die
Vorstellung gegenüber, daß die geläufigen grammatischen Ausdrucksmöglichkeiten einer
Sprache - zumindest immer auch - so etwas wie verfestigte Kommunikations- und
Kognitionsstrategien sind; eben dies soll in der Vorlesung zum Gegenstand gemacht und an
ausgewählten Beispielen des Standarddeutschen entfaltet werden.
Bis Ende September wird im Geschäftszimmer eine kleine einführende
Bibliographie zur Verfügung stehen.
Sprachabbau bei dementiellen Syndromen Oberseminar Di 18 - 20, HS 3210 / Beginn: 13.10.
Dementielle Erkrankungen, insbesondere die
Alzheimersche Erkrankung, entwickeln sich zu einem Problembereich ungeahnter
gesellschaftlicher Größenordnung; mit dem kontinuierlichen Anstieg der Lebenserwartung
steigt die Zahl der Erkrankungen - und damit auch die Kosten, die auf unser Sozialsystem
zukommen, explosionsartig an.
Bereits in frühen Stadien einer Alzheimerschen Erkrankung lassen
sich charakteristische Veränderungen des Gesprächsverhaltens und auffällige Reduktionen
der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit beobachten. Wie sonst keine andere kognitive Leistung
spiegelt die Sprachverarbeitung die funktionale Architektur des Gehirns - und Qualität
und Quantität von Pathologien. Eben solche Sprachabbau-Phänomene sollen im Seminar in
Form von Literatur- Referaten, aber auch anhand authentischen Materials, zum Gegenstand
gemacht werden.
Hintergrund der Thematik des Oberseminars ist ein schon länger
laufendes Projekt zum Sprachabbau bei dementiellen Syndromen, insbesondere bei der
Alzheimerschen Erkrankung. Ziel ist es sicher zunächst einmal, über die
Sprachverarbeitung diagnostische Hilfestellungen an die Hand zu bekommen; je früher
dementielle Entwicklungen diagnostiziert werden können, um so erfolgreicher lassen sie
sich allen Erfahrungen nach in ihrer Entwicklung therapeutisch verlangsamen (um so länger
läßt sich das Eintreten des Pflegestadiums hinausschieben). Ziel ist es aber auch,
dementielle Syndrome - und hier insbesondere die Alzheimersche Erkrankung -
neurofunktional zu verstehen; das bedeutet über diagnostische Anwendungen hinaus
grundlagenorientierte Arbeit. Und Ziel ist es schließlich und endlich, eine Basis für
möglichst gezielte therapeutische Interventionen zu schaffen.
Mitte September wird eine kleine Bibliographie neuester Studien zu
dementiellen Syndromen im allgemeinen und zur Alzheimerschen Erkrankung im besonderen im
Geschäftszimmer zur Verfügung stehen. - Kontakte zur Projektgruppe und die Planung von
Referatthemen sind ab sofort im Rahmen meiner Sprechstunden möglich.
Memory-Preis-1998 |
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Ende März 1998 wurde Herrn Michael Schecker im Rahmen einer
internationalen neurowissenschaftlichen Arbeitstagung, den "Klausenbacher
Gesprächen", der "Memory-Preis
1998" verliehen (finanziert u.a. von Hoechst-Marion-Roussel). Der
Preisträger ist verpflichtet, das Preisgeld (80.000 DM) für Forschungen zu
kognitiven Defiziten im Allgemeinen und sprachlichen Abbauphänomene im
Besonderen bei Alzheimer-Krankheit einzusetzen.
In der Verleihungsurkunde heißt es: Hintergrund
der Preisverleihung ist ein Projekt des Neurolabors zum 'Sprachabbau bei Alzheimer'scher
Erkrankung' (zu Details siehe: Arbeitsgruppe "Sprache und
Demenz"). - In der Uni-Presse (Uni-Magazin 3, Juni 1998, S. 5) der
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br. wird festgehalten, daß der Preis die gesamte
Projektgruppe ehrt (vgl. Abbildung unten); und:
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Von links nach rechts: Zunächst der
Preisträger und Prof. Dr. G. Kochendörfer;
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(S. Meisch, P. Michel)
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Kindt H, Rabenschlag U & Schecker M
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In der Fachliteratur wird immer wieder der rätselhafte, geheimnisvolle
Charakter schizophrener Erkrankungen beschworen: "Schizophrenia remains perhaps
the most enigmatic of the diseases of the central nervous system." (Andreasen,
1994: 245) Ein solcher Eindruck – so Nancy C. Andreasen – werde nicht zuletzt
durch die große Unterschiedlichkeit und Vielfalt der Symptome und die Komplexität der
jeweiligen Krankheitsbilder erzeugt, angesichts derer sich immer wieder erneut die Frage
nach der mit "Schizophrenie" implizierten Krankheitseinheit stelle: "The
only unifying theme in this diversity is that schizophrenia is a catastrophic illness that
affects multiple cognitive and emotional systems [...]". (245)
Im Mittelpunkt unserer Betrachtungen steht der (zugegebenermaßen
gewagte) Versuch, trotz der Vielfältigkeit der Symptome und der Individualität und
Komplexität jedes einzelnen Falles gewisse gleichbleibende Strukturmomente und
Zusammenhänge zu vermitteln. Und hier steht die Sprache und das Sprechen der betroffenen
Patienten im Mittelpunkt: Die überwältigende Mehrheit der Beobachtungen und
Interpretationen setzt bei Auffälligkeiten der Sprachverarbeitung und des
Kommunikationsverhaltens an.
Der deutsche klinische Psychiater Emil Kraepelin (1856–1926) dürfte mit der erste gewesen sein, der trotz der Unterschiedlichkeit der Symptome und Individualität jeweiliger Krankheitsbilder von einer ,Einheit in der Vielfalt‘ ausging. Er griff die Bezeichnung "démence précoce" des Franzosen B. Morel auf und verstand Schizophrenien als früh auftretende Formen von Demenz (,dementia praecox‘), als Erkrankungen also, die trotz aller Unterschiede in den Krankheitsbildern und im Verlauf allesamt in einem Zustand der ,Verblödung‘ endeten.
Nun lassen sich bei Schizophrenien durchaus Besserungen, ja sogar mehr oder weniger vollständige Genesungen beobachten. Und die Festlegung auf einen frühen Beginn (,praecox‘) wird durch Patienten widerlegt, bei denen nach allem, was wir wissen, erst mit 40 oder 50 Jahren und später ein erster schizophrener Schub beobachtet werden konnte.
E. Bleuler griff solche Bedenken auf und führte in Ersatz der Rede von der ,dementia praecox‘ die sprechende Bezeichnung "Schizo-phrenie" (von griechisch "spalten" und griechisch "Seele") oder "Spaltungsirresein" ein. Nach ihm liegt hier das einigende Moment: Der Strukturzusammenhang der Persönlichkeit gehe verloren; Denken, Affekt und Erleben würden nicht mehr zusammenpassen; die wechselseitige Beziehung von Selbst und Welt gehe verloren. – Bleuler war es auch, der den viel beachteten, insgesamt aber sehr kontrovers diskutierten Unterschied von primären Symptomen (die eine vermutete Grundstörung spiegeln) und sekundären Symptomen (psychische Reaktionen auf das Erleben der Krankheit) einführte.
Zu einem detaillierten Überblick über sprachliche Auffälligkeiten bei Schizophrenie vgl."neuro 3"
© Neurolinguistic Lab
Distributed 7.7.1998